Wolfgang Hauck (* 1964 in Geisenfeld) ist ein deutscher Multimediakünstler, Theaterleiter und Ausstellungsmacher.
Leben und Wirken
Wolfgang Hauck legte sein Abitur 1984 am Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen an der Ilm mit einer Facharbeit zum Bau eines elektrischen Monochords ab. Seit 1989 lebt er im Landkreis Landsberg am Lech und organisiert seine Aktivitäten von seinem Büro in Landsberg, einer Niederlassung in Berlin und in Venedig aus. Er ist als Künstler und Projektentwickler für multimediale Ausstellungen und soziokulturelle Projekte tätig sowie kulturpolitisch als Berater und Initiator. Seit 2022 ist er Mitglied im Sprecherrat der Stiftung Wertebündnis Bayern und im Beirat von berlinHistory e.V.
Künstlerische Tätigkeiten
Während seiner Schulzeit begann Hauck ab 1976 mit dem Sammeln und dem Bau von Musikinstrumenten. Ab 1982 entwickelte er elektrisch verstärkte Saiteninstrumente auf der Basis von Zithern wie der japanischen Koto, der indischen Vina oder der chinesischen Guqin (Chin). Mit diesen führte er zwischen 1984 und 1988 Klangperformances und Konzerte auf, die auf der klassischen asiatischen und europäischen Musik basieren, zur New Age-Musik gehören und von der Minimal Music beeinflusst sind. Im Dezember 2020 wurden Konzertaufnahmen aus dem Jahr 1986 beim Label recordJet veröffentlicht.
Ab 1991 wechselte Hauck von der performativen Klangkunst zur darstellenden Kunst und Theater. Er wirkte als Darsteller, Schauspieler und Musiker beim Lechwehrtheater in Landsberg und beim Freien Theater München (FTM) 1993 in Leben Gundlings Friedrich von Preussen Lessings Schlaf Traum Schrei als Schauspieler und Musiker mit. Ab 1994 leitete er das Theaterensemble Die Stelzer – Theater auf Stelzen. Als Theaterleiter, Darsteller und Performancekünstler entwickelte er zusammen mit Peter Pruchniewitz Performances und Schauspiel mit Stelzen für den öffentlichen Raum, wie die Schauspielfassung der Oper Das Rheingold, die 2010 bei den Salzburger Festspielen und den Bayerischen Theatertagen aufgeführt wurden. 2012 wurden Hauck und Pruchniewitz für die Festspielproduktion der Stelzer Licca Line – eine Fahrt ins sagenhafte Damasia mit dem Ellinor Holland Kunstpreis ausgezeichnet.
Hauck entwickelte ab 2014 mit der Ausdruckstechnik Theater auf Stelzen ein Cultural Relief Programm für traumatisierte Kinder in einem Flüchtlingslager an der türkisch-syrischen Grenze. Dieses Programm wurde in Zusammenarbeit mit unter anderem dem Goethe-Institut in der Türkei ausgeweitet. Seit 2015 realisiert er auch in Deutschland zusammen mit der Jugendhilfeeinrichtung Schloss Zinneberg gefördert vom Freistaat Bayern das kulturelle Integrationsprojekt KIDZ – Kulturelle Integration – Das Zinneberg-Projekt. Das „Cultural Relief Program“ wurde ab 2017 zusammen mit Partnerorganisation aus der Türkei, Polen, Frankreich und Afghanistan erweitert, um den Einsatz von Zirkuspädagogik in Krisengebieten als kulturelles Hilfsprogramm für Kinder und Jugendliche zu etablieren.
Von 2007 bis 2019 war Hauck erster Vorsitzender des Verband Freie Darstellende Künste Bayern e. V. und engagierte sich für den Ausbau der Gastspielförderung und für die Interessen der Freien Theater in Bayern. Er ist als Fachberater tätig und entwickelte eine Kulturberatung Theater für Städte, Gemeinden und Kommunen. Er war an der bundesweiten Studie zur sozialen und wirtschaftlichen Situation der freien Theater 2017 beteiligt.
Verein „dieKunstBauStelle“
Nach einem künstlerischen und soziokulturellen Ausstellungsprojekt im öffentlichen Raum in Landsberg am Lech im Jahr 2013 benannte er den von ihm gegründeten Kultur- und Kunstverein dieKunstBauStelle. In diesem Rahmen realisierte er verschiedene Projekte, darunter soziokulturelle Geschichtsprojekte und kulturelle Bildungsmaßnahmen. Sein mehrjähriges Projekt Türkenmariandl gestern, heute und morgen wurde 2017 in der Kategorie „Öffentlichkeit“ im Programm Kultur macht stark des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ausgezeichnet. Seit 2018 entwickelt und realisiert er multimediale und digitale Ausstellungen.
2016–2017 entwickelte er in Kooperation mit der Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung und Studierenden einen Panoramarundgang durch das ehemalige KZ-Außenlager Kaufering VII. Das Studienprojekt „Bewahren, Erinnern, Gedenken“ erforschte und entwickelte Konzepte für virtuelle Dokumentationen und Zugänge zu Gedenkstätten.
2018 initiierte und leitete er zusammen mit der Journalistin Karla Schönebeck den Kompositionswettbewerb Wolf Durmashkin Composition Award (WDCA) und 70 Jahre – Internationale Jüdische-Deutsche Festwoche als eine neue, aktive Form der Erinnerungskultur an den Holocaust, die mit Beteiligung internationaler Gäste und Institutionen aus den USA, Osteuropa und Israel durchgeführt wurden.
2019 initiierte er die BayernHistoryApp (Eigenschreibweise) als ein Projekt des Vereins dieKunstBauStelle. Die Smartphone-App wurde in Kooperation mit dem Verein berlinHistory e.V. und der Berlin History App entwickelt. Es handelt sich um eine kostenlose und werbefreie, zweisprachige (deutsch/englisch) Mobilgeräte-App, die ortsbezogene multimediale Informationen zu Bayern bereitstellt und eine Plattform für regionale und lokale Heimatforschung bietet. Mit dem Elite-Studiengang Osteuropastudien an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Uni Regensburg hat er einen Audiowalk zur Moosburger Neustadt produziert.
2021 beginnt in Augsburg-Hochfeld die Zusammenarbeit mit dem Bahnpark Augsburg. Dort führt er eine Zukunftswerkstatt Bahnpark durch, um mit einem Beteiligungsformat die zukünftige Entwicklung als Museum für Kultur- und Eisenbahngeschichte zu formulieren. 2023 öffnet er einen neuen Standort am Bahnpark Augsburg. Dort installiert er einen Bürostandort mit einem Containerprojekt Kultainer (Eigenschreibweise), das als temporäres Kulturquartier genutzt wird. Im Rahmen eines soziokulturellen Projekts initiierte er 2023 die Gründung der Stadtteilinitiative Unser Hochfeld e. V. 2024 gründet er im Rahmen der Europawochen Augsburg die Werkstatt Europa im Bahnpark Augsburg und initiiert Kulturveranstaltungen im Kontext der Europawahl 2024.
2024 initiierte Wolfgang Hauck gemeinsam mit der Historikerin Edith Raim das Projekt Nazi Crimes Atlas – Digitaler Atlas NS-Verbrechen. Grundlage sind verschiedene Datensammlungen zu KZ-Lagern, Zwangsarbeiterlagern, Kriegsgefangenenlagern sowie Akten deutscher Staatsanwaltschaften und Gerichte zu NS-Verbrechen in West- und Ostdeutschland zwischen 1933 bis 1945. In der Smartphone-App werden die Tatorte auf einer digitalen Landkarte veröffentlicht. Das Ziel des Projekts ist es im Rahmen von Public History weitere Recherchen zu initiieren und zu veröffentlichen. Das Vorhaben wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) durch das Programm Bildungsagenda NS-Unrecht gefördert und aus Mitteln des Bundesfinanzministerium finanziert. Der NaziCrimesAtlas (Eigenschreibweise) soll als kostenfreie App im Mai 2025 veröffentlicht werden.
Ausstellungen (Auswahl)
Gestaltung und Redaktion
- 2013: dieKunstBauStelle. Landsberg am Lech, Innenstadt und Hauptplatz, öffentlicher Raum, Hauptplatz und Mittelschule Landsberg am Lech
- 2016: Architectus Lucis., Turnhalle an der Lechstraße, Landsberg am Lech
- 2017: Erinnerungen an die Pflugfabrik, öffentlicher Raum, Von-Kühlmann-Straße, Landsberg am Lech
- 2018: 25 Jahre Die Stelzer Theater auf Stelzen. Landsberg am Lech, Säulenhalle
- 2019: Landsberg Stories. Landsberg am Lech, Säulenhalle
- 2020: 2020–1945 Eine aktuelle Bestandsaufnahme der Landsberger Erinnerungskultur, Landsberg am Lech, Säulenhalle mit virtueller AusstellungWebsite der Ausstellung
- 2020: Future Flashback. Landsberg am Lech, Innenstadt, öffentlicher Raum und virtuelle AusstellungWebsite der Ausstellung
- 2022: Set the Night on Fire – Stadt der Jugend, Landsberg am Lech, öffentlicher Raum, Infanterieplatz
- 2024: Das Labyrinth – 100 Jahre Hitlers Festungshaft, Landsberg am Lech, öffentlicher Raum, Festplatz Waitzinger Wiese
Gestaltung
- 2016: Der rote Faden – kunterbunte Welten in Hülle und Fülle, Staatliches Textilmuseum Augsburg
- 2018: Von Litauen nach Landsberg. 2018, Landsberg am Lech, Stadttheater, Säulenhalle und Foyer Rathaus
- 2018: Musik und Holocaust. Landsberg am Lech, Stadttheater und Rathaus Foyer
- 2019: From Vilnius to Landsberg. Boston, Boston College
- 2022: Alles Vergangenheit? – Von wegen! Klostereck Landsberg am Lech,
Ausstellungsbeteiligungen
- 1984: erste f.t.l.c. kunstausstellung. Wolnzach
- 1985: Querformat. Pfaffenhofen an der Ilm
- 2011: Ellinor Holland Kunstpreis, Landsberg am Lech
- 2016: Typisch Landsberg. Landsberg am Lech, Neues Stadtmuseum
Filmproduktion
- Das Arturo-Projekt (2022 Darsteller, Produktion)
Diskographie
- Concert 1986 For Electric Koto, Vina and Chin, 2020, GTIN/EAN 4064832298109
Weblinks
- Website von Wolfgang Hauck
- Website Theater Die Stelzer
- Website dieKunstBauStelle
- Website BayernHistory
- Website Das Labyrinth
Belege

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